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gen, fmt der Römer ihn schon erlegt und stürmt auf den Zwei-
ten los. Unter tausendstimmigem Zurufe der hoffnungschöpfenden
Römer gibt der Horatier auch diesem den Todesstoß. Und als
er endlich auch den dritten Albaner, der schwer verwundet und
fast athemlos herankriecht, niederbohrt, da erheben sich unter lau-
tem Jubel die Römer, und drangen sich um ihren Sieger, ihm
Glück zu wünschen. Frohlockend zog nun der Horatier, die Rü-
stungen der drei Curiatier im Triumphe tragend, an der Spitze
seiner jubelnden Mitbürger nach Rom. Vor dem Thore kam
ihm auch seine Schwester entgegen, die mit einem der gefallenen
Curiatier verlobt war. Als sie unter der Siegesbeute ihres Bru-
ders auch den Waffenrock erblickte, den sie selbst für ihren Bräu-
tigam gewirkt hatte, brach sie in lautes Wehklagen aus. Dieses
Gewinsel der Schwester bei seinem Siege, bei der so allgemeinen
Freude erzürnte den Jüngling. Wüthend zog er das Schwert
und durchstieß sie mit den strafenden Worten: „So fahre denn
hin mit deiner unzeitigen Liebe zu deinem Bräutigam, die du
deiner Brüder, der tobten und des lebenden vergaßest, deines
Vaterlandes vergaßest! Und so fahre künftig jede Römerin,
die einen Feind betrauert!" Diese That unterbrach die allge-
meine Freude; sie erfüllte Jeden mit Abscheu und Entsetzen. Der
Schwestermörder war der Todesstrafe verfallen. Allein sein jüngst
erworbenes Verdienst, und die Bitten und Thränen seines un-
glücklichen Vaters, der zu drei Kindern nun auch sein letztes ver-
lieren sollte, ließ ihn Gnade finden. Jedoch mußte er die Strafe
erleiden, daß er gebückt und mit verhülltem Gesichte von den
Lictoren unter das Schandjoch, eine Art von Galgen, hinge-
führt wurde.
Mit Unwillen ertrugen die Albaner die Abhänhigkeit von
Rom, und Mettus Fuffetius entwarf heimlich einen Plan zur Wie-
derherstellung der alten Unabhängigkeit und Freiheit. Er reizte die
benachbarten Fidenater und Vejenter zum Kriege gegen Rom auf
und versprach, im Augenblicke der Schlacht zu ihnen überzugehen.
Tullus zog gegen den Feind. Auch Mettus mußte mit seinen
Albanern zu den Römern stoßen. Kaum waren die Römer mit
den Vejentern handgemein geworden, als Mettus, zu feige, um
gerades Weges zu den Feinden überzugehen, mit seinem Heere
aufbrach und nach den nahe gelegenen Hügeln zog. Seine Ab-
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seines Versprechens; er ließ sich vom Pontifer feierlich zum Tode
weihen, bestieg dann sein Schlachtroß, sprengte in das dichteste
Gewühl des feindlichen Heeres und fand seinen Tod. Seine
hiedurch begeisterten Truppen erneuerten den Angriff und erfoch-
ten den glänzendsten Sieg (339). Die Trümmer des geschla-
genen Herres sammelten sich bei Trifanum, unweit Minturna,
und erlitten hier vom Cónsul Manlius eine zweite große Nie-
derlage. Seitdem lösete sich der latinische Bund auf; jedoch
gingen noch zwei Jahre mit der Belagerung und Unterwerfung
einzelner Städte hin. Antium hielt sich am längsten. Der rö-
mische Senat verhängte ein verschiedenes Schicksal über die Über-
wundenen, je nachdem sie mehr oder weniger strafwürdig schienen.
Während nämlich einige Gemeinden, als Lavinium, Pedum,
Aricia, Nomentum das römische Bürgerrecht und die Vertheilung
in zwei neue Tribus erhielten, wurden andere, wie Formiä,
Capua, Cumä, Suessula, Fundi, in Freistädte (municipia) ohne
Bürgerrecht umgewandelt. Antium dagegen ward eine römische
Kolonie, und verlor seine Kriegesschiffe, deren Schnäbel (rostía)
nachher die Rednerbühne auf dem Forum zu Rom schmückten.
Damit aber in dem dergestalt zerstückelten Latium jede Verbin-
dung und Schilderhebung für die Zukunft unmöglich gemacht
würde, so durften keine Landtage mehr gehalten, keine Ehen
zwischen Bürgern verschiedener Städte abgeschlossen, keine Grund-
stücke in mehren Feldmarken von demselben Besitzer erworben
werden.
Unterdessen waren die beiden großen Kriege, erst gegen
Samnium, dann gegen Latium, nicht ohne Einfluß geblieben auf
die inneren Verhältnisse Roms. Hier wurden die Rechte der
Plebejer noch mehr befestigt durch drei Gesetze des plebejischen
Dictators Q. Publilius Philo im Jahre 339. Durch das erste
Gesetz ward die Nothwendigkeit der Bestätigung der in den Cem-
turiatversammlungen gegebenen Gesetze aufgehoben oder in eine
bloße Förmlichkeit verwandelt 2). Das zweite verordnete, daß
die Plebiscita oder Gemeindebeschlüffe für alle Bürger ver-
bindende Kraft haben sollten D- Das dritte Gesetz endlichbe-
2) „Ut legiim, quae comitiis centuriatis ferrentur, ante initum
suffragium patres auctores fierent.“ Liv. Viii. 12.
3) Ut plebiscita omnes Quintes tenerent. 1. c.
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Extrahierte Personennamen: Publilius_Philo
Extrahierte Ortsnamen: Aricia Capua Suessula Rom Latium Latium Roms
99
denbefehl ergehen, ihn zu verhaften. Allein durch die Freunde
des Virginius wurde das Schreiben aufgefangen, und der Vater
von der ganzen Sache benachrichtigt. Voll Bestürzung eilte die-
ser nach Rom und erschien am andern Tage mit seiner Tochter
in Trauerkleidern vor dem Richterstuhle des Appius. Dieser
hörte nicht auf die Einrede des Vaters, er sprach sie seinem
Clienten zu und gab den Lictoren Befehl, sie ihm zu überliefern.
Da bat der verzweifelnde Vater um die einzige Erlaubniß, von
seiner Tochter den letzten Abschied zu nehmen. Er schloß sie in
seine Arme, trocknete ihre Thränen, ergriff von einer nahen
Bude ein Messer und stieß es ihr in die Brust, mit den Wor-
ten: „Gehe zu deinen Vätern, Virginia, noch rein und frei;
der einzige Weg deiner Ehre!" Dann hielt er, wie einst Bru-
tus, das von Blut rauchende Messer empor und rief: „Durch
dieses Blut der Unschuld weihe ich deinen Kopf, Appius, den
Göttern der Unterwelt!" Sogleich gab Appius den Lictoren
Befehl, ihn zu verhaften. Sie aber wurden von der Menge
zurückgeworfen, und Virginius stürmte, zur Rache aufrufend,
mitten durch das Volk fort, hin nach dem Thore, hinaus zum
Lager, und Tausende strömten ihm nach. Hier erregte er eine
noch größere Bewegung, als er in der Stadt zurückgelassen hatte.
Das empörte Heer brach sogleich nach Rom auf und lagerte sich
auf dem Aventinus; die von der sabinischen Grenze zurückkeh-
renden Legionen vereinigten sich mit ihm. Da kamen Abgeord-
nete des Senates und warfen ihnen ihr Vergehen vor; verspra-
chen aber Verzeihung, wenn sie ruhig auseinander gingen. Die-
sen aber wurde kurz erwiedert: nur wenn das Decemvirat ab-
geschafft würde, könne von Unterhandlung die Rede sein. Als
der Senat schwankte, zogen die Heere und mit ihnen der größte
Theil des Volkes abermals auf den heiligen Berg, wo die Frei-
heit der Plebejer begründet worden war. Nun erst gaben die
Patricier nach. Die Senatoren Valerius und Horatius,
zwei Volksfreunde, wurden nach dem Berge geschickt, mit den
Ausgewanderten zu unterhandeln. Diese verlangten: Herstellung
des Tribunats und der Provokation, Amnestie für Alle, die zu dem
Aufstande mitgewirkt hatten, endlich Auslieferung der Decemvirn,
die lebendig verbrannt werden sollten. Die Gesandten bewillig-
ten Alles; nur die Auslieferung der Decemvirn baten sie zu
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157
Hasdrubal hielt diesen Vertrag, obgleich er seine Eroberungen
fortsetzte und beinahe ganz Spanien vom atlantischen Meere bis
zum Ebro seiner Nation unterwarf. Nach achtjährigem Feldzuge in
Spanien wurde er von einem Gallier ermordet (221): und nun
wurde Hannibal, der Sohn des Hamilkar Barkas, unge-
achtetet seiner Jugend — er war erst fünfundzwanzig Jahre
alt — vom Heere mit lautem Jubel zum Feldherrn ausgerufen,
und seine Wahl in Karthago bestätigt. Schon längst war er
der Abgott der Soldaten, welche in ihm den ihnen einst so theu-
ern Hamilkar wieder zu sehen glaubten. Als damals Hamilkar
nach Spanien übersetzen wollte, bat ihn der kaum neunjährige
Knabe, daß er ihn mit dahin nehme. Der Vater that es, ließ
ihn aber zuvor am Altare feierlich schwören, ewig ein Feind der
Römer zu sein. Und nie ist ein Schwur treuer gehalten worden.
Hier, in Spanien, war er so recht mitten im Kriegeslager er-
zogen worden und hatte die Kriegeskunst unter seines eigenen
Vaters Leitung gelernt. Keine Gefahr konnte ihn erschüttern,
keine Anstrengung ermüden. Er war unempfindlich gegen Frost
und Hitze, gleichgültig gegen alle sinnlichen Genüsse. Für Schla-
fen und Wachen hatte er keine festgesetzte Zeit. Nichts wollte
er vor den gemeinen Soldaten voraus haben; oft schlief er un-
ter ihnen, in seinen Kriegesmantel gehüllt, auf bloßer Erde.
Nur seine Waffen und seine Streitrosse mußten ausgezeichnet
sein; denn er war immer der Erste, wenn es in die Schlacht
ging, und der Letzte, der den Wahlplatz verließ. Daß er grau-
sam und treulos gewesen sei, und nichts für heilig gehalten habe,
erzählt nur römischer Nationalhaß.
Voll Erbitterung gegen die Römer, wie seine ganze Fa-
milie, die damals den größten Anhang im karthagischen Senate
hatte, und voll brennenden Durstes nach Rache an diesem Tod-
feinde seines Vaterlandes, fühlte Hannibal in sich die Kraft, Vergel-
tung an Rom auszuüben; und mit Sehnsucht erwartete er die gele-
gene Zeit, den längst genährten Racheplan zur Ausführung zu
bringen. Dieser außerordentliche Mann hatte nämlich nichts Ge-
ringeres im Sinne, als die Schrecken des Krieges nach Italien
selbst zu bringen und die übermüthigen Römer auf ihrem eige-
nen Boden zu züchtigen. Sobald seine Vorbereitungen hierzu
vollendet waren, griff er, des Beifalles des karthagischen Senats
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Extrahierte Personennamen: Hannibal Hannibal
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Spanien Karthago Spanien Spanien Rom Italien
117
kläger wider einzelne Verbrechen, namentlich Wucherei 5). So
einflußreich für die römische Verfassung war das Jahr 366 6).
Camillus, der Wiederherfteller des Friedens, legte jetzt die
Dictatur nieder und erbauete der Eintracht den angelobten Tem-
pel. Der große Mann, der, wie Livius bemerkt, weder im
Glücke noch im Unglücke je seines Gleichen hatte, starb schon im
Jahre darauf, 365, nach einem langen thatenreichen Leben, an
der Pest, von welcher damals Rom heimgesucht wurde. Und
kaum hatte die Pest aufgehört, als ein Erdbeben ausbrach, das
zum Schrecken der Römer mitten auf dem Forum einen großen
Abgrund eröffnete. Die Priester verkündeten: dieser würde sich
nicht eher wieder schließen, als bis das Kostbarste, was Rom
besitze, als Weihgeschenk in denselben Hinabgelaffen wäre. Da
sprengte ein heldenmüthiger Jüngling, M. Curtius, in voller
Rüstung, auf seinem prächtig geschmückten Streitrosse herbei,
und mit dem Siegcsrufe: „Nichts kostbarer, denn kriegerische
Tapferkeit!" stürzte er sich mit seinem Roß in den offenen Ab-
grund hinab. Und augenblicklich, setzt die Sage hinzu, schloß
sich der Boden über seinem aufgenommenen Opfer wieder zu-
sammen.
§. 27. Endlicher Sieg der Plcbcssr. Gleichstellung aller
Wehte und Würden.
Seitdem die Patricier aus den Hauptvorrechten ihrer Ge-
burt verdrängt waren, blieb der Kamps unr gleiche Berechtigung
zu den noch übrigen Ehren und Würden nur ein Spiel für das
Volk. Unter dem siegreichen Banner der Tribunen schritt es
muthig auf der Bahn vorwärts, von einer Eroberung zur an-
deren. Wenngleich die Patricier sich mit den neuen Würden
des Prätors und Ädilis curulis trösteten, so zeigte sich doch bald,
wie gering, ja nichtig dieser Ersatz für das eingebüßte wichtige
Vorrecht war. Schon nach zwei Jahren (364) wurde ein Ä di-
Cicero (de leg. Iii. 3.) bezeichnet di ese Adilen als curatores
urbis, annonae et ludorum solemnium.
6) Von diesem sagt Livius (Vii. 1): Annus hic erit insignis novi
hominis consulatu, insignis novis duobus magistratibus, praetura et cu-
ruli aedilitate. Ilos sibi patricii quaesivere honores pro concesso plebi
altero consulatu.
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176
lichen Verwirrung eine große Niederlage mit dem Schwerte an,
der bald eine zweite im offenen Felde folgte. Spphar gab jetzt
die Karthager auf und zog sich in sein eigenes Gebiet zurück;
er wurde aber von Lälius, dem Legaten des Scipio, und von
Masinissa auf das hitzigste verfolgt. Sein in aller Eile zusam-
mengerafftes Heer wurde beim ersten Angriffe zerstreut, er selbst
gefangen, seine Länder ein Lohn für Masinissa. Unterdessen ver-
folgte Scipio unaufhaltsam seine Siegesbahn. Er nahm eine
Stadt nach der andern ein und bedrohete bald Karthago selbst.
In dieser Bedrängniß riefen die Karthager den Hannibal aus
Italien herüber, und knüpften zum Scheine, um Zeit zu gewin-
nen, Friedensunterhandlungen an. Der edle Führer folgte dem
Befehle mit Schmerz und Entrüstung, indem er ausrief: „Nicht
die Römer, der Senat von Karthago hat durch Undank und
Neid den Hannibal überwunden ')!" Er stellte im Tempel der
Juno Lacinia eine Denktafel seiner Thaten auf, und ging dann
finster an Bord des Schiffes, welches ihn aus dem Lande führte,
in welchem er dreizehn Jahre nach der Schlacht bei Cannä und
sechzehn Jahre überhaupt unerschütterlich gestanden, gekämpft und
gesiegt hatte. Zu Rom wurde sein Abzug durch glänzende Feste
und Opfer gefeiert. Er landete (203) bei Leptis und zog über
Adrumetum nach Zama, welches fünf Tagreisen westlich von
Karthago lag. Hier, in der Ebene von Zama, stand Scipio mit
einer überlegenen Streitmacht ihm gegenüber. Der Punier, der
an den Ausgang einer Schlacht das Wohl und Wehe Kartha-
gos geknüpft sah, suchte den Frieden und ließ deshalb den Sci-
pio zu einer persönlichen Zusammenkunft einladen. Scipio nahm
die Einladung an; und auf einem Hügel zwischen beiden Lagern
kamen die beiden größten Feldherrn ihres Zeitalters zusammen.
Eine Zeitlang standen Beide in schweigender Bewunderung sich
gegenüber: Scipio noch in der Blüthe des Lebens und im Son-
nenglanze des Glückes, Hannibal schon etwas alternd und von
Gram gebeugt. Dann rieth dieser zum Frieden, indem er seinen
Gegner an den möglichen Wechsel des Glückes erinnerte, den er
selbst schon erfahren, und bot ihm als Preis des Friedens die
i) Frendens gemensque ac vix lacrimis temperans — Vicit ergo
Hannibalem non populus Romanus, sed senatus Carthaginiensis obtre-
ctatione atque invidiae.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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177
Abtretung Spaniens und aller Inseln im Mittelmeere an. Sci-
pio aber forderte im stolzen Vorgefühle des Sieges unbedingte
Unterwerfung. Da brach Hannibal die Unterhandlung ab; der
Gott der Schlachten sollte jetzt entscheiden. Am folgenden Tage
begann der blutige Kampf. Mit Muth und Anstrengung fochten
beide Heere, aber die Kräfte waren zu ungleich. Hannibal hatte
außer wenigen Kerntruppen, die er aus Italien mitgebracht, nur
ungeübte, erst vor Kurzem geworbene Miethssoldaten. Er er-
munterte sie durch Wort und That, aber sein ermunternder
Schlachtruf verhallte wie ein matt rollender Donner; von allen
Seiten wich das feige Miethsgest'ndel zurück. Auf das hart-
nackigste fochten aber die altgedienten Krieger, die er selbst an-
führte. Er stand, wie sonst, mitten im Gedränge, wo der Kampf
am hitzigsten war, ihnen zur Seite. Alle Angriffe der Römer
wurden von diesen Tapfern mit unerschütterlichem Muthe zurück-
geschlagen. Endlich jedoch brach auch ihre Kraft; Hannibal ent-
kam mit einer kleinen Schar nach Adrumetum. Dieser rieth jetzt
selbst seinen Mitbürgern zum Frieden, als zu dem einzigen Ret-
tungsmittel vor völligem Untergange; auch Scipio wünschte ihn,
damit nicht etwa ein anderer Consul ihm die Ehre rauben mögte,
den Krieg geendigt zu haben. Das von der Land- und Seeseite
her bedrohete Karthago nahm den Frieden an, welchen der Sie-
ger unter sehr harten Bedingungen bewilligte. Es mußte auf
Spanien, seine letzte Kraft, verzichten; seine Flotte bis auf zehn
Schiffe, zur Nothwehr gegen Seeräuber, ausliefern; den Ma-
sinissa, seinen Erbfeind und künftigen Beobachter, als König
von Gesammt - Numidien anerkennen; innerhalb fünfzig
Jahren zehntausend Talente (fast zwölf Millionen Thaler) Krie-
geskosten bezahlen und geloben, keinen Krieg ohne Einwilligung
der Römer zu führen. Nicht ohne Widerspruch wurden diese
Bedingungen im folgenden Jahre (201) in Rom vom Senate
bestätigt.
Jetzt kehrte Scipio über Sicilien nach Rom zurück. Der
ganze Weg durch Italien glich einem ununterbrochenen Triumph-
zuge. Alle Straßen, auf welchen er reifete, waren mit Menschen
angefüllt; alle wollten den Helden sehen, der den furchtbarsten
Feind Roms besiegt und seine Vaterstadt auf den höchsten Gip-
fel der Macht und des Ruhmes erhoben hatte. Als er sich Rom
Wetter, Geschichte der Römer, 12
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252
Kappadocien und drang verwüstend in das pontische Gebiet ein.
Er wurde aber am Halys geschlagen und mußte Kappadocien
wieder räumen. Bald darauf erhielt Murena von Sulla den
Befehl, die Waffen niederzulegen, und der Friede ward durch
einen Vergleich wieder hergeftellt.
Der dritte Krieg (74—64) war bei weitem wichtiger
und erfolgreicher. Nikomedes Hl., der König von Bithynien
und Schwager des Mithridates, war gestorben, und hatte die
Römer zu Erben seines Reiches eingesetzt, das von diesen sofort
zu einer römischen Provinz eingerichtet wurde. Allein Mithri-
dates, dieser unversöhnliche Römerfeind, war gerüstet und hatte
auch bereits mit Sertorius in Spanien Verbindungen angeknüpft.
Mit einem großen Heere rückte er in Bithynien ein, unter dem
Vorwände, des Nikomedes Sohn einsetzen zu wollen; und hie-
mit war das Zeichen zum Kriege gegeben. Schleunigst eilte der
Consul Aurelius Cotta zum Schutze Bithynieus herbei; er
wurde aber bei Chalcedön zu Wasser und zu Lande geschlagen
und mit dem Überreste seines Heeres in der den Römern treu
gebliebenen Stadt Cycikus auf der Insel gleichen Namens ein-
geschlossen. Da aber kam der andere Consul L. Licinius Lu-
c u l l u s, ein geistreicher Mann und erfahrener Feldherr, zu sei-
ner Rettung herüber. Mithridates wurde nun selbst eiugeschloffen
und mit bedeutendem Verluste zurückgetrieben. Lucullus drang
in der Verfolgung des Königs bis nach Pontus vor, schlug bei
Cabira ein neu gesammeltes Heer desselben fast bis zur Ver-
nichtung und nöthigte ihn zur Flucht nach Armenien, um hier
bei dem Könige Ti grünes, seinem Schwiegersöhne, Schutz
und Hülfe zu suchen.
Jetzt trat eine kurze Waffenruhe ein, und Lucullus benutzte
diese Zeit, um der so tief in Noth und Elend versunkenen Pro-
vinz Asien durch Anordnung einer neuen Verwaltung und Rechts-
pflege wieder aufzuhelfen. Hier war die Strafsumme von
20,000 Talenten, die Sulla ihr auferlegt hatte, durch den scham-
losesten Wucher der römischen Ritter und deren Zollbeamten in
den wenigen Jahren bereits bis zu 120,000 Talenten ange-
wachsen; und mit empörender Gefühllosigkeit verfuhren die Rei-
chen gegen ihre armen Schuldner. Lucullus setzte die jährlichen
Zinsen auf zwölf Procent herab, verbot die Zinsen zum Capital
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Extrahierte Personennamen: Murena_von_Sulla Sulla Nikomedes Aurelius_Cotta Lucullus Cabira Sulla Lucullus
222
den Ufern der Nord-- und Ostsee, die, durch Hunger oder Über-
schwemmung gezwungen, zu Hunderttausenden mit Weib und Kind
die Heimath verließen und neue Wohnsitze suchten. Wie ein
dichtes, schwarzes Gewölk — so sagen die Alten selbst — zogen
die nordischen Stämme, Schwüle und Furcht verbreitend, einher,
bis sich die Wolken in feurige Blitze entluden, die selbst das Ca-
pitol zu treffen droheten. Erst fielen sie in Gallien und Spa-
nien ein und schlugen alle gegen sie ausgesandten Consuln; dann
näherten sie sich in zwei getrennten Haufen Italien selbst. Ganz
Rom gerieth hierüber in Schrecken. Auch die heiligen Schilde
des Mars, heißt es, bewegten sich von selbst und verkündeten
dadurch einen gewaltigen Krieg. Jetzt zum erstenmal bewarb sich
Keiner aus den adeligen oder reichen Familien um die Consul-
würde. Marius allein galt für den Mann, der Rettung bringen
konnte, und er wurde, obwohl abwesend, zum Consul ernannt.
Der düstere Mann von Arpinum nahm, stolz im Bewußtsein
seines Werthes, das ihm übertragene Amt an und zog mit sei-
nem Heere zu dem gefahrvollen Kampfe aus. An der Rhone
traf er zuerst die Teutonen und die mit denselben verbündeten
Ambronen und schlug ihnen gegenüber ein verschanztes Lager auf.
Da kamen die fremden Männer in wildem Ungestüm vor die
Wälle des Lagers, neckten und höhnten das römische Heer und
forderten es trotzig zum Kampfe heraus. Die Gebirge umher
und die Ufer des Stromes hallten wieder von ihrem Kriegesge-
schrei. Aber Marius ließ sich nicht aus der Fassung bringen.
Er hielt sich lange ruhig iu seinem wohlbefestigten Lager, um
seine Krieger erst an den entsetzlichen Anblick der wilden Männer
und an ihre furchtbare Stimme zu gewöhnen. Und wenn er
eine günstige Gelegenheit ersah, daß ein kleiner Haufen der
Feinde allein war, so that er schnell einen Ausfall auf sie mit
Gewalt und Überzahl, damit die Seinen nur erst im Kleinen
siegen lernten. Solches Zaudern ermüdete die streitlustigen Deut-
schen. Als diese sahen, daß er ihre Herausforderung zur Schlacht
nicht annahm, brachen sie endlich auf und zogen an seinem La-
ger vorbei, des Weges nach Italien. Den römischen Soldaten
riefen sie noch mit beißendem Spotte zu: „Ob sie etwas nach Rom
an ihre Weiber zu bestellen hätten?" Marius folgte ihnen zur
Seite nach, sich immer auf den Höhen haltend, damit sie ihn nicht
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Arpinum Marius Marius Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Gallien Italien Rom Italien Rom
259
Soldaten des Sulla und aus der ganzen Hefe des Volkes be-
reits ein Heer von 12,000 Mann um sich gesammelt. Alle
warteten auf das Signal von Catilina.
Indessen hatte der Consul Cicero, vorzüglich durch Fulvia,
alle Entwürfe und Verzweigungen der Verschwörung auf das ge-
naueste erfahren, und traf die nöthigen Gegenanftalten. In Rom
selbst wurden überall Wachen ausgestellt; und die ganze Stadt
gerieth in die äußerste Bestürzung und Trauer, da sie den ei-
gentlichen Grund zu so außerordentlichen Sicherheitsmaßregeln
noch nicht wußte. Bereits am 7. November begaben sich der
Senator L. Varuntejus und der Ritter C. Cornelius, welche
die Rolle übernommen hatten, den Cicero zu ermorden, nach
dem Hause desselben, angeblich, um ihm den Morgengruß zu
bringen; sie wurden aber nicht vorgelassen, da Cicero ihren
Plan schon kannte. Am folgenden Tage versammelte Cicero in
dem Tempel des Jupiter Stator den Senat und fand zu seinem
nicht geringen Befremden auch den Catilina daselbst; aber alle
Senatoren waren von ihren Sitzen weggerückt, Keiner wollte
seinen Platz neben ihm haben. Mit donnernder Beredsamkeit
fuhr Cicero (in der 1. Catil. Rede 8. Nov. 63) den Catilina
an, enthüllte alle seine Plane und forderte ihn auf, die Stadt
zu verlassen. Dennoch hatte der entlarvte Hochverräther die
Frechheit, mit der Miene der Unschuld und Arglosigkeit sich zu
vertheidigen und zu bitten, an solche Beschuldigungen gegen ihn
nicht zu glauben. Als aber seinen Worten kein Gehör gegeben
wurde, und ihm von allen Seiten der Ruf: „Mörder! Verrä-
ther!" entgegentönte, da endlich stürzte er wüthend und unter-
schrecklichen Drohungen aus der Versammlung.
Nach gepflogener Vereinbarung mit seinen Anhängern eilte
er schon in der nächsten Nacht mit einer bewaffneten Bande von
300 Mann nach Eetrurien, um das Heer, welches Manlius
dort für ihn geworben hatte, herüberzuholen. Cicero setzte in
einer zweiten Rede das Volk hievon in Kenntniß, und traf
gegen den Feind des Vaterlandes die nöthigen Maßregeln. Es
wurden Truppen ausgehoben, und dem Antonius, der für die
Sache der Republik wieder gewonnen war, der Heerbefehl über-
tragen; Cicero selbst blieb in Rom, um die Stadt zu schirmen.
Hier setzten die zurückgebliebenen Verschworenen ihre Bemühun-
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Extrahierte Personennamen: Sulla Catilina L._Varuntejus C._Cornelius Cicero Cicero Catil Hochverräther Antonius